Kreditausfall

Wir kommen noch mal zurück auf unser Beispiel unseres kleinen Wirtschaftskreislaufs:

Ein Getreidebauer, ein Jäger und ein Hüttenbauer bilden eine kleine Wirtschaft.

Von dem wirtschaftlichen Erfolg angezogen hat sich ein Bildhauer im Ort niedergelassen. Der Bildhauer macht "moderne Kunst" und möchte gern an unserem kleinen Wirtschaftskreislauf teilnehmen.

Das wäre ja theoretisch auch möglich, wie wir vorhin schon im Kapitel über Wirtschaftswachstum gesehen haben.

Der Bildhauer hat also 3 schöne Statuen gemeißelt, die er den Bauern zu verkaufen gedenkt. Von der vielen Arbeit hat er aber erst mal Hunger und geht zur Bank, um sich einen Kredit zu genehmigen, für den er der Bank seine Statuen als Sicherheit anbietet. Die Bank ist begeistert, weil sie in moderner Kunst eine große Zukunft sieht.

Der Bildhauer kauft sich also Getreide und Fleisch. Da er neu im Ort ist, kauft er sich auch gleich noch eine Hütte.

Die Bauern sind froh darüber, weil sie diesmal gar nicht erst einen Kredit aufnehmen müssen, sondern gleich lostauschen können mit dem Gelderlös aus den Verkäufen an den Bildhauer. Zudem müssen sie die Produktion steigern, da ja ein Verbraucher hinzugekommen ist.

Und nun geschieht aber folgendes:

Die Bauern kaufen nach wie vor Getreide, Fleisch und Hüttenteile, aber sie kaufen keine Statuen.

Das Ende vom Lied ist aber: Der Bildhauer kann seinen Kredit nicht zurückzahlen. Die Bank pfändet seine Hütte (Fleisch und Getreide waren leider schon aufgegessen) und der Bildhauer zieht aus dem Ort wieder weg.

Die Bauern sind aber zunächst mal froh, denn das Geld aus dem Kredit des Bildhauers von der Bank, das haben jetzt sie und von ihnen kann es sich die Bank nicht mehr zurückholen.

Unsere 3 Bauern sind jetzt wieder unter sich und wir haben für den nächsten Wirtschaftszyklus eine andere Ausgangssituation als noch beim letzten Durchlauf:

Jeder der 3 Bauern hat je 1 Teil Geld ZUSÄTZLICH zu dem, was er zu produzieren gedenkt - nämlich das Geld vom Bildhauer, das dieser sich von der Bank geliehen, aber nicht zurückgezahlt hatte.

Und Bauern sind schlau. Deshalb denken sie: "Ich muss ja jetzt nur noch 2 Teile produzieren, um genügend Geld zu erwirtschaften: 1 Teil für mich und 1 Teil zum Verkaufen"

Das Problem ist aber, dass immer noch 2 andere versorgt werden wollen. Es kommt deshalb zu einer Verknappung von Waren. Die Nachfrage ist größer als das Angebot und wie das auf einem Markt üblich ist, führt das dazu, dass die Preise steigen.

Das Geld wird entwertet. Das nennt man auch Inflation.

Aber das Angebot ist immer noch zu gering. Also lassen sich die Bauern breitschlagen, jeder doch noch den dritten Teil zu produzieren, damit alle versorgt sind.

Wiederum müssen sie Kredite aufnehmen, um den verbleibenden Bedarf noch zu decken.

Am Ende ist jeder wieder versorgt und der Kreislauf läuft wieder rund, nur dass die Preise jetzt höher sind. Macht aber nichts, denn es fließt einfach mehr Geld. Hauptsache jeder bekommt, was er braucht und das funktioniert. Es scheint so, dass der Kreislauf genauso läuft wie zuvor, nur dass im Tausch nominal andere Preise genannt werden.

Aber ist tatsächlich alles in Ordnung?

Wo ist der Haken?

Der Haken ist der 4. Teil, der an den Bildhauer im vorletzten Wirtschaftsdurchlauf geliefert wurde.

Dieser ist den Bauern nämlich an echtem Wert vollkommen verloren gegangen.

Scheinbar hat die Bank das Geld verloren. Aber FAKTISCH hat ein Werttransfer ohne Gegenleistung von den Bauern an den Bildhauer stattgefunden. Die Bauern haben den Bildhauer mir echten Werten versorgt, aber dieser hat keine echten Werte in ihr kleines Wirtschaftssystem zurückgegeben. Die Bauern haben real mehr produziert, ohne dafür real auch mehr Wert zurückzubekommen.

Also noch mal zusammenfassend:

Wir hatten 3 Wirtschaftszyklen:

  1. Am ersten Zyklus waren ganz normal die 3 Bauern beteiligt.
  2. Im zweiten kam der Bildhauer dazu und hat den Kredit ausfallen lassen. Die Bauern haben sich aber über den zusätzlichen Umsatz gefreut.
  3. Der 3. Zyklus lief, was den realen Wertaustausch betrifft, wieder genau wie der erste, nur mit höheren Preisen.

Im 4. Zyklus haben die Bauern 4 Teile produziert, aber nur 3 Teile erhalten. Das zusätzliche Geld aus dem zweiten Zyklus blieb nicht als zusätzlicher Wert erhalten, sondern wurde durch den Preisanstieg im 3. Zyklus kompensiert.

Unterm Strich haben die Bauern echten Wert verloren. Die Werte, welche der Bildhauer verbraucht hat, wurden durch die Bauern erschaffen, ohne dass diese einen bleibenden Wert dafür erhielten.

Die Bank hat das Geld verloren, aber die Bauern haben den Gegenwert verloren.

Es hat ein stillschweigender Wertetransfer von den Bauern zum Bildhauer stattgefunden.

In diesem Kreislauf kann an echten Werten nur verbraucht werden, was an echten Werten auch geschaffen wurde.

Geldschöpfung alleine schafft keine Werte. Geld hat keinen Eigenwert. Geld repräsentiert einen Wert, der aber auch real vorhanden sein muss. Wenn die Werte verloren gehen, für die das Geld steht, dann verliert das Geld seinen Wert.

nächstes Kapitel: Geldblase (Geld und Kredite)